Das Kunstgewerbemuseum Staatliche Museen zu Berlin, gegründet 1867, ist das älteste Museum seiner Art in Deutschland. Einige seiner Sammlungskomplexe besitzen Weltrang und sind einzigartig in Deutschland. Vor allem Glas und Porzellan wurden von Anfang an als Mustersammlung systematisch in großer Bandbreite erworben. Der 2. Weltkrieg führte zu dramatischen Verlusten: Die berühmte Sammlung von Glasgemälden, von Schmitz 1913 publiziert, wurde im März 1945 Opfer einer Bombe, nur noch wenige Scheiben und Fragmente sind erhalten. Die durch die Publikationen von Robert Schmidt nicht minder bekannte Sammlung der Hohlgläser hat sowohl bei den italienischen wie bei den mitteleuropäischen Schnittgläsern ihre „erste Garnitur“ verloren. Dadurch hat die Glassammlung an Umfang und Internationalität eingebüßt, verloren gegangen sind aber auch zahlreiche Werke, die durch Signaturen, Datierung oder Verarbeitung zentral waren für die Forschung.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die Bestände, ihren Auslagerungsorten entsprechend, geteilt und gelangten erst in den späten 50er Jahren wieder zurück nach Berlin. Nach dem Bau der Berliner Mauer wurde in Ostberlin 1963 dem aus Rußland zurückgekehrten Sammlungsteil das Schloß Köpenick als Standort zugewiesen, in Westberlin den Werken aus den amerikanischen und britischen Art Collecting Points zunächst ein Flügel von Schloß Charlottenburg, bis 1985 ein Neubau für die Sammlung am sog. Kulturforum eröffnet werden konnte.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1989 und der Sanierung von Schloß Köpenick besitzt das Museum auch heute zwei Standorte: das Haus am Kulturforum zeigt einen Querschnitt durch die Sammlungsbestände, von mittelalterlichen Kirchenschätzen bis zu zeitgenössischem Design; in Schloß Köpenick sind Werke der „Raumkunst“ bis 1800 zu sehen, hier liegt der Schwerpunkt auf Möbeln und Getäfeln, hier befindet sich auch eine Reihe begehbarer Schaudepots, auch eines der Glassammlung (16.-18. Jahrhundert).
Die Glassammlung
Die Glassammlung des Berliner Kunstgewerbemuseums war vor dem 2. Weltkrieg besonders umfangreich und qualitätvoll. Durch die rege Sammeltätigkeit der preußischen Könige im 19. Jahrhundert gelangten große Privatsammlungen preußischer Beamter (Karl F. F. Nagler, Heinrich und Alexander von Minutoli) über die Königliche Kunstkammer 1875 in die Sammlung. Ergänzt wurde der Bestand dann durch zahlreich zeitgenössische Ankäufe auf den Weltausstellungen, bei Händlern wie Bing in Paris oder bei den Künstlern selbst, vor allem denen des französischen Jugendstils. Nach dem 2. Weltkrieg kamen Werke aus der Sammlung des preußischen Gewerbereformers Friedrich Wilhelm Beuth (aus dem ehemaligen Beuth-Schinkel-Museum) hinzu, sowie Teile der Privatsammlungen Brühl und Daugs (in Ostberlin), Krug und Dettmers (in Westberlin). Franz-Adrian Dreier ist es in den 1960/70er Jahren in Westberlin gelungen, Einzelwerke zu erwerben, die heute stellvertretend für verlorene Sammlungsgruppen stehen müssen. Wolfgang Hennig hat in Ostberlin eine umfangreiche Sammlung von Jugendstilglas aufgebaut. Außerdem umfaßt der Bestand internationales Studio- und Design-Glas.
Der erhaltene Gesamtbestand von ca. 5.000 Gläsern bietet heute wieder einen guten Querschnitt über die Glasproduktion und -veredelung vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Im Museum am Kulturforum sind in Haupt- und Studiensammlungen einige Glasmalereien sowie ein Querschnitt von Hohlgläsern zu sehen, vom Mittelalter bis zum Design. Die Präsentation in Köpenick konzentriert sich auf emailbemalte Gläser sowie Schnittglas aus den brandenburgischen Hütten Potsdam/Zechlin und aus Schlesien.
Der Schwerpunkt der Sammlung liegt heute auf Mitteleuropa, die Werke anderer Epochen und Kulturkreise – aus Antike, Volkskunde, dem Vorderen Orient und Ostasien vor allem – wurden in der Vergangenheit in die entsprechenden Spezialsammlungen der ehemals Königlichen Museen in Berlin überführt.
Das Berliner Kunstgewerbemuseum besitzt eine Glas- und Keramikwerkstatt, in Teilzeit besetzt mit einer Restauratorin.