Das 1861 gegründete Städtische Museum Braunschweig gehört mit über 250.000 Objekten zu den großen kunst- und kulturgeschichtlichen Museen Deutschlands. Sammlungsschwerpunkte bilden Objekte zur Stadtgeschichte, zur Volks- und Völkerkunde, eine umfangreiche numismatische Sammlung, Musikinstrumente, technische Geräte (in erster Linie der optischen Industrie), sowie die Werke der bildenden und angewandten Künste.
In der Tradition der bürgerlichen Museumsgründungen des 19. Jahrhunderts stehend verdanken sich die Sammlungen bürgerschaftlichen Mäzenatentums alteingesessener Familien und Firmen. Hinzu kommen bedeutende Überweisungen von Kirchen und anderen öffentlichen Einrichtungen.
Das Städtische Museum präsentiert seine Sammlungen an zwei in der Innenstadt Braunschweigs gelegenen Standorten. Im ehemaligen Rathaus des Weichbildes Altstadt, dessen älteste Teile aus dem 13. Jahrhundert stammen, lernt der Besucher die Geschichte der 1031 erstmals urkundlich erwähnten Stadt von ihren Anfängen bis in die jüngste Gegenwart kennen.
Nach einer umfassenden Bausanierung präsentiert sich das 1906 eingeweihte Stammhaus des Städtischen Museums am Löwenwall seit 2012 mit einer gänzlich neuen Konzeption als Haus der bürgerlichen Sammlungen. Hier stehen die umfangreiche Gemälde- und Skulpturensammlung mit Werken vom Mittelalter bis in die Gegenwart, die ethnographische Sammlung mit den Schwerpunkten Afrika, Asien, Ozeanien und Altamerika, die bedeutende Musikinstrumentensammlung sowie das Braunschweiger Kunstgewerbe (Möbel, Silber, Lackwaren der Manufaktur Stobwasser, Fayence und Porzellan) im Mittelpunkt.
Im Haupthaus am Löwenwall hat auch die seit 1941 zunächst von Walter Dexel, seit 1955 von dessen Sohn Thomas Dexel im Auftrag der Stadt Braunschweig zusammengetragene Formsammlung eine neue, permanente Heimstadt gefunden. Die Intention dieser Spezialsammlung des Gebrauchsgeräts aus Metall, Holz, Keramik oder Glas war es, sowohl als Vorlagensammlung für angehende Künstler und Designer der heutigen Hochschule der Bildenden Künste zu dienen als auch geschmacksbildend auf den an modernem Design interessierten Konsumenten zu wirken.
Glas
Die historische, nicht systematisch aufgebaute Glassammlung des Städtischen Museums gliedert sich in die Sachgruppen Hohlgläser, Flaschen, Glasmalerei, sonstige Glasgeräte sowie Glasmosaike. Besonderes Interesse verdienen die Hohlgläser sowie die Glasmalereien. Der Bestand an Hohlgläsern umfasst ca. 150 Becher, Kelchgläser und Deckelpokale verschiedenster Technik und Provenienz vom ausgehenden Mittelalter bis zum frühen 20. Jahrhundert. Hinzu kommt eine kleine Sammlung (ca. 40 Stück) an Flaschen, die einen Zeitraum von der frühen Neuzeit bis zum 20. Jahrhundert abdeckt.
Bei den Glasmalereien handelt es sich in erster Linie um Wappenscheiben oftmals Braunschweiger Familien aus der Renaissance und dem Barock. Von besonderer Bedeutung ist das aus der Braunschweiger Katharinenkirche stammende dreiteilige Fenster mit der Kreuzigung Christi im Zentrum (1557), das an prominenter Stelle im Treppenhaus des Haupthauses eingebaut wurde.
Innerhalb der nach systematischen Gesichtspunkten zusammengetragenen Formsammlung stellt der Glasbestand mit über 1500 laufenden Nummern – darunter zahlreiche Konvolute – einen Schwerpunkt dar. Zeitlich spannt sich der Bogen vom römischen Glas über Gläser des islamischen Kulturraums bis hin zu industriell gefertigten Gläsern aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dem Prinzip der Formreihe verpflichtet, lässt sich anhand der historischen Sammlung die Formentwicklung z. B. von Bechern, Kelchgläsern, Kannen oder Flaschen (einschließlich Apotheken- und Laborflaschen) hervorragend studieren.
Die industrielle Glasproduktion des 20. Jahrhunderts ist durch fast komplette Produktionsreihen wichtiger Firmen wie der Gral-Glashütte, der Ichendorfer Glashütte, Jenaer Glas, Schott Zwiesel, Peill & Putzler, der Wiesenthalhütte oder der Württembergischen Metallmanufaktur vertreten, für die so namhafte Entwerfer wie Klaus Breit, Walter Dexel, Hermann Gretsch, Konrad Habermeier, Heinrich Löffelhardt, Josef Stadler oder Wilhelm Wagenfeld tätig waren.
Gut dokumentiert sind auch die Erzeugnisse der Wiener Manufaktur Lobmeyer, u.a. mit Entwurfsklassikern von Josef Hoffmann, und das innovative skandinavische Glasgestalten der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts: u.a. Hadeland’s Glassverk (Norwegen), Holmegaard’s Glassvaerk (Dänemark), Karhula-Iittala (Finnland) oder Orrefors Glasbruk (Schweden). Neben Beispielen innovativer Glasbläserkunst aus Malta ragen die Erzeugnisse der Manufaktur Venini (Italien) hervor, die sowohl mit ihrer Anlehnung an Formen der Antike als auch technischen Neuerungen wie der Fasce- oder der Incalmo-Technik zu überzeugen wusste.