Dis Glassammlung
Das Schlesische Museum zu Görlitz ist eine sehr junge Institution und zu Beginn der Aufbauarbeiten 1999 befand sich buchstäblich nur eine Handvoll Objekte zur Geschichte, Kulturgeschichte und Kunst Schlesiens im Eigentum des Museums, darunter kein einziges schlesisches Glas. Die Sammlung des Schlesischen Museums ist seinem Auftrag gemäß breit gefächert, so dass die historischen Gläser nur einen von zahlreichen Sammlungsbereichen bilden. Dennoch ist die Sammlung durch Ankäufe, die Übergabe von Objekten aus dem Eigentum der Bundesrepublik Deutschland an das Schlesische Museum und langfristige Leihgaben bis heute sehr gewachsen.
Einen besonderen Sammlungsschwerpunkt bilden 70 Gläser aus Schlesien, die aus der Zeit von ca. 1680 bis 1800 stammen. Vor allem der weitgehende Ankauf der Sammlung von Dietmar Zoedler hat diesen Bestand sehr bereichert. Hervorzuheben sind Gläser von Friedrich Winter und seiner Werkstatt sowie Pokale mit Ansichten des Riesengebirges und mit Motiven aus den schlesischen Kriegen. Die Sammlung konnte in der Ausstellung „Śląskie szkło barokowe – Barockes Glas aus Schlesien“ 2016 erstmals vollständig gezeigt und in der Publikation zur Ausstellung publiziert werden.
Bei den Gläsern aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts handelt es sich weitgehend um Badegläser aus schlesischen Glashütten (Grafschaft Glatz, Riesengebirge) in den verschiedenen Qualitätsstufen. Auch hier konnten durch den Ankauf einiger Objekte aus der Sammlung von Dietmar Zoedler besonders qualitätsvolle Gläser erworben werden.
Noch vergleichsweise gering ist der Bestand von Gläsern des Historismus, des Jugendstils und des Art déco, vor allem von den bedeutenden Firmen Fritz Heckert in Petersdorf / Piechowice und Josephinenhütte in Schreiberhau / Sklarska Poręba. Ergänzend kommen Gläser und Unterlagen der Firma Rohrbach & C. Böhme in Rückers, Grafschaft Glatz hinzu. Die Ausstellung „Art déco in Schlesien – Porzellan und Glas / Art déco na Śląsku – porcelana i szkło“ 2013 präsentierte erstmals die einschlägigen Bestände.
Ergänzend konnten zahlreiche, bisher unpublizierte Musterblätter und Kataloge der Firmen Heckert und Josephinenhütte aus der Zeit von ca. 1910 bis 1945 bzw. von deren polnischen Nachfolgeunternehmen aus den 1950er Jahren erworben werden. Im Zuge einer für 2019 geplanten Ausstellung über die Firma Fritz Heckert stehen weitere Erwerbungen an; eine Publikation zur Ausstellung ist vorgesehen.
Einen eigenen Sammlungsbestand bilden 110 Hinterglasbilder aus Kaiserswalde/Lasówka in der Grafschaft Glatz aus der Zeit um 1800 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Die vom Ehepaar Heidi und Fritz Helle in über 40 Jahren zusammen getragene Sammlung wurde 2010 erstmals in Görlitz präsentiert und befindet sich seit einiger Zeit dauerhaft als Schenkung bzw. Leihgabe der Ernst von Siemens Kunststiftung München im Schlesischen Museum. Gemeinsam mit Partnermuseen in Polen und Tschechien fand im Oktober 2016 ein erstes Treffen in Görlitz statt, um über weitere Forschungen zu diskutieren. In 2017 soll mit dem Aufbau einer Datenbank „Schlesische Hinterglasbilder in polnischen, tschechischen und böhmischen Museen“ als erster Schritt im Rahmen ein größeres Forschungsprojektes begonnen werden.