Die Glas-Sammlung des MAKK
Die Glas-Sammlung des Museums für Angewandte Kunst Köln umfasst mit annähernd 1650 Inventarnummern, hinter denen sich auch mehrteilige Objektgruppen verbergen, sämtliche Techniken der Kunst des Glasmacherhandwerks: ob mundgeblasen oder formgepresst, ob geschnitten, geschliffen, gestippt oder geätzt, ob bemalt oder vergoldet, ob opak oder transparent, ob gefärbt, marmoriert oder kristallklar, ob irisierend oder matt, ob mit Nuppen, Fadenauflagen oder Einschlüssen aus Silber und Gold. Der historische und geographische Rahmen der Sammlung ist weit gespannt.
Das Museum besitzt nur wenige Gläser aus früher römischer Produktion; zahlreicher vertreten sind Gläser aus dem Vorderen Orient, insbesondere aus Syrien und Persien. Maigelein, Krautstrunk und Scheuer aus hellem bis dunklem blaugrünen Glas gehören zu den typischen Glasformen des Mittelalters und fanden vielfach ihren Weg in die Museumssammlung. Ebenso verhält es sich mit den im Rheinland so beliebten Römern mit Nuppendekor, mit den Kuttrolfen, Daumengläsern und Bechern mit Dreikantwarzen. Sie zeugen – ähnlich den reich verzierten Sturzbechern und Scherzgläsern – von den europäischen Trinkgewohnheiten des 16. bis 18. Jahrhunderts. Aus Venedig stammen ebenso elegante wie filigrane Kunstwerke aus Netz- und Fadenglas, aus farblosem Glas mit weißer gekämmter Fadenauflage, aus Eisglas, aus Millefiori- und Aventuringlas als Stengel- oder Flügelglas, Fußschale oder Deckelbecher. Hinzu kommen Kannen, Humpen und Pokale mit farbiger Emailmalerei vom 16. bis 18. Jahrhundert aus deutschen Landen, insbesondere aus Böhmen, Sachsen oder Franken. Die geschliffenen, geschnittenen, diamantgeritzten und gestippten Gläser des 17. und 18. Jahrhunderts sowie die prachtvollen so genannten Zwischengoldgläser des 18. Jahrhunderts, vorrangig aus Böhmen, Schlesien und Sachsen, zeugen von der Blütezeit der Glasherstellung im Barock.
Das 19. Jahrhundert erfreute sich insbesondere an farbenfrohen Achatgläsern, am violetten Lithyalin oder an geätzten oder farbig überfangenen prunkvollen Gläsern, die zudem mit Emailmalerei und reicher Vergoldung verziert sein konnten. Besonders kostbar sind die Gläser mit feiner Transparentmalerei, die oftmals Landschaften und Veduten zeigen. Auch die lokale Kristall- und Pressglas-Produktion der Rheinischen Glashütten-Aktiengesellschaft in Köln-Ehrenfeld ist mit einigen Beispielen in der Sammlung des MAKK vertreten. Besonders reich ist diese an außergewöhnlichen Gläsern des französischen Jugendstils und des Art déco. Das 20. Jahrhundert ist einerseits mit Studiogläsern renommierter Künstler wie Dale Chihuly, Erwin Eisch, Harvey K. Littleton, Paolo Martinuzzi, Hanns Model oder Klaus und Isgard Moje reichhaltig vertreten, während andererseits frühe Glasentwürfe von Peter Behrens für die Ehrenfelder Glashütte in Köln die Vielfalt des heutigen Produktdesigns aus Glas – das im MAKK seit mehreren Jahren verstärkt gesammelt wird – im frühen 20. Jahrhundert bereits vorwegnehmen.
Eine reiche Auswahl aus der umfänglichen Glassammlung des MAKK ist dauerhaft ausgestellt und kann zu den Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden. Die im Depot aufbewahrten Gläser werden zu Forschungszwecken nach Terminabsprache vorgelegt.