Das Spessartmuseum wurde 1936 gegründet und befindet sich im ehem. kurmainzischen Schloss zu Lohr am Main. Die Präsentation seiner Sammlungen findet auf vier Ebenen und 2000 qm in mehreren Abteilungen statt. Eine davon ist die im Jahr 2000 eröffnete Glasabteilung. Sie umfasst elf Räume, in denen die Geschichte der Glasmacherkunst im Spessart in abwechslungsreichen Inszenierungen mit Fotos, Modellen und über 2000 Objekten erzählt wird. Glas wird im Spessart seit ca. 800 Jahren hergestellt. Es war überwiegend von guter Qualität und durchaus nicht nur waldglas-grün, sondern sehr variationsreich sowohl in der Form als auch in der Verzierung. Besonders erwähnenswert sind hier vor allem Spechter, Flöten und Römer aus der Eppstein-Glashütte, Emailgläser aus der Ziroff-Glashütte, barocke Pokale mit Schnitt- und Eglomise-Verzierungen aus den Glashütten in Emmerichsthal, Weibersbrunn und im Sommergrund sowie Bocksbeutel und Butzenscheiben aus Einsiedel. Letztere, produziert in 24 Farbvariationen und 12 Größen, fanden Verwendung in den meisten im ausgehenden 19. Jh. errichteten neugotischen und neuromanischen Kirchen in Deutschland. Prunkvolle Spiegel der Kurmainzischen Spiegelmanufaktur in Lohr a. Main mit Verzierungen in raffinierter Ameliertechnik wurden im 18. Jh. zum Exportschlager in viele europäische Länder sowie nach Asien und Mittel- und Südamerika. Die 1989 erworbene „Sammlung Dr. Schiffmann“ gehört zu den besten und wertvollsten öffentlichen Emailglassammlungen in Deutschland. Seit 1889 gibt es im Spessart nur noch eine Glashütte, die heutige Gerresheimer Lohr GmbH, in der weißes und braunes Verpackungsglas für die Bereiche, Pharmazie, Kosmetik, Getränke und Lebensmittel, darunter Maggiflaschen und Bocksbeutel, hergestellt wird. Zu den Glasbeständen des Spessartmuseums gehören aber auch umfangreiche andere Bereiche, die in der Dauerausstellung nur teilweise präsent sind, wie z. B. Uranglas (120 Objekte), Laborglas (über 500 Objekte) und archäologische Glashüttenfunde aus dem Spessart.
Die Räume der Glasabteilung sind thematisch unterschiedlich aufgebaut: Einführung in die Glasgeschichte – Produktvielfalt am Beispiel von über 100 diversen Objekten und die Rolle der Glaslinse vom Guckkasten bis zum Röhrenfernsehapparat, Glashüttenarchäologie – Ergebnisse der in den 1970er und 1980er Jahren unter der Regie des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege im bayerischen Teil des Spessarts durchgeführten archäologischen Ausgrabungen, Standorte der Glasproduktion und Glasrohstoffe, Formtypologie – Formen von Trink- und Hohlgefäßen, vor allem Becher, Kelche und Flaschen, Façon de Venise und Römer, Hohlglashütte – Das Inneren einer Hohlglashütte im 19. Jh. mit Ofenmodellen und Glasmacherwerkzeugen, Drogerie- und Apothekenglas – thematisch bezogene Gebrauchsformen des 19. und 20. Jhs. aus drei Spessarter Apotheken und Drogerien, Techniken der Glasverzierung – Beispiele für die Vielfalt der chemischen und mechanischen Möglichkeiten von Glasverzierung, Emailglas – zwei hochwertige Privatsammlungen von Emailglas vom 16. bis zum frühen 20. Jh., Karlshütte in Einsiedel – Glasproduktion und Leben in der größten und bekanntesten Gebrauchsglashütte des 19. Jhs. im Spessart sowie Glasproduktion in Lohr a. Main seit 1889, Flachglasproduktion – Arten und Herstellungsmethoden des Flachglases, Gußglastischmodell, Kurmainzische Spiegelmanufaktur in Lohr a. Main – reich verzierte Spiegelkommödchen und Spiegel, darunter der berühmte sog. „Schneewittchen-Spiegel“ aus dem 18. Jh.