Die Geschichte des Glases als kulturgeschichtliches, kunsthandwerkliches und in seiner Ästhetik bedeutsames Zeugnis ist anhand der ca. 900 Objekte eindrucksvoll vertreten. Nach Abschluss der bautechnischen Sanierung ist die Präsentation der Sammlung im Eisenacher Stadtschloss vorgesehen.
Syrische Salbgefäße des 2. und 3. Jahrhunderts, farbige bleigefasste Scheiben mit spätgotischen Darstellungen und Gläser in venezianischer Art sind mit wenigen Stücken vertreten. Waldglas des 16. bis 18. Jahrhunderts aus Thüringer und anderen deutschen Glashütten bildet einen bedeutenden Teil der Sammlung. Zu den hervorragenden Beispielen aus der Renaissancezeit gehören ein Keulenglas, eine Fünfröhrenflasche, Passgläser, Daumenhumpen, Kelchgläser, Römer und zahlreiche Nuppengläser. Reichhaltig an Umfang und Qualität ist die Sammlung typischer Flaschen jener Zeit. Angster, Rippenflasche, Nabelflasche, Spitzflasche, bauchige, gedrückte und eiförmige Weinflaschen in verschiedensten Grün- und Gelbtönen sind vertreten, ebenso Ausgussgefäße zur Destillation. Walzenförmige Vorratsgefäße aus dem täglichen Gebrauch bestechen durch satte Farbigkeit und Proportionen.
Die 45 Emailgläser aus dem 17. u. 18. Jh. geben Auskunft über Lebensphilosophien, Zünfte und Genealogien, so ein Wappenhumpen von 1662, ein Innungshumpen der Weber oder die Schnapsflasche eines Fuhrmannes mit der Inschrift: „G. B. Ohne Bier und Brandewein mach ich kein Fuhrmann sein.“
Eine stattliche Zahl repräsentativer Gläser des Barock, verziert mit Laub- und Bandelwerk, Palmettenranken und anderen floralen Dekoren, Landschaften, Wappen, und figürlichen Darstellungen in Mattschliff oder –schnitt ergänzt die Sammlung. Thüringischen Ursprungs sind u.a. ein Glas mit Namenszug Johann Wilhelm von Sachsen-Eisenach und ein Deckelpokal mit Wappen und Monogramm „AF“ für Anton Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt.
Opake Beingläser dokumentieren eine Zeit, da auch im Thüringer Wald versucht wurde, das Arkanum der Porzellanherstellung zu entdecken. Die feinen weißen Beingläser tragen typische Motive der Zeit wie Schäferszenen oder Chinoiserien, oftmals in Emailmalerei. Hergestellt wurden Koppchen, Henkelbecher, Mokkaservices und filigrane Vasen.
Lampengeblasenes Glas gilt als besonderes Produkt der Thüringer Glasherstellung. Lauscha ist noch heute für die Erzeugung von Weihnachtsschmuck bekannt. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden in Heimarbeit aus dünnen Glasröhren Weihnachtskugeln vor der Rüböl-Lampe geblasen. Zahlreiche Scherzartikel, liebevoll-naive Figuren, Tiere, Segelschiffe, Vogelkäfige, Zierschalen nach venezianischen Vorbildern, Likörpfeifen und vieles mehr bilden innerhalb der Glassammlung eine eigene Gruppe und wurden bis in jüngste Gegenwart gesammelt.
Gläser des 19. Jahrhunderts bestechen durch ihre Farbenvielfalt und Überdekorierung unter Einfluß neuer Techniken in Böhmen und Wien. Reiseandenken, allegorische Darstellungen, Freundschaftsbekundungen und Porträts bilden neben Blumenmalerei die Motive. Eine Reihe Gläser zeugen von der hohen handwerklichen Qualität der Glaserzeugnisse dieser Zeit.
Den Ansprüchen des 20. Jahrhunderts nach Sachlichkeit und Strenge entsprechen
die modernen Thüringer Gläser, als Hüttenglas oder dünnwandig geblasenes Glas. Mit modernem Thüringer Kunsthandwerk verbinden sich u.a. Namen wie Albin Schädel, Otto Schindhelm, Hubert Koch, Ilse Scharge-Nebel, Walter Bäz-Dölle, Rudolf Hantschel, Volker Precht und Henry Knye. Ca. 200 Gläser verdeutlichen das Wirken thüringischer Kunsthandwerker unserer Zeit.